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Johann Andreas Schmellers
„Bayerisches Wörterbuch“

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Geschichte des Projekts

Nachdem Schmeller nach langer Abwesenheit in Spanien und der Schweiz 1814 als Bayerischer Offizier nach Bayern zurückgekehrt war, um am Krieg gegen Napoleon teilzunehmen, lernte er im Dezember 1815 in München den Bibliothekar Wilhelm Scherer kennen. Dieser forderte ihn auf, „ein baierisches Idiotikon vorzunehmen“ (Tagebücher, Bd 1, 372), und setzte sich in der Akademie der Wissenschaften stark für das Projekt ein.

Schmeller legte bereits zwei Wochen später ein schlüssiges Konzept „Sprache der Baiern“ vor und wurde daraufhin unter Fortzahlung des Offiziersgehalts für zunächst sechs Monate an die Akademie abgestellt. Kronprinz Ludwig gewährte ihm zwei Jahre lang eine zusätzliche Gehaltszulage.

Erstes von der Akademie gefördertes Forschungsprojekt

Die organisatorische Gestaltung des Projekts nahm die heutige Forschungsförderung der Akademien vorweg, sie war für philologische Studien in Deutschland damals neu, „da hier zum ersten Mal eine Institution auftritt, die zwischen Mundartforscher und Geldgeber gutachtend vermittelt: die Bayerische Akademie der Wissenschaften. Sie erreichte Schmellers Beurlaubung ... eine akademische Kommission, die man als die erste Wörterbuchkommission bezeichnen darf, erhält halbjährliche Berichte.“ (Bremer/Hoffmann 205).

Trotz wiederkehrender Hürden bei der Finanzierung und der halbjährlichen Verlängerung seiner Beurlaubung erschien im Jahr 1821 als Vorarbeit zum Wörterbuch seine Grammatik „Die Mundarten Bayerns grammatisch dargestellt“. Von 1827 bis 1837 wurden die vier Teile des Wörterbuchs beim Verlag Cotta publiziert.

Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch, 1827 - Titelseite, Ex Libris, Widmung an König Ludwig I, Seite 368

Johann Andreas Schmeller: Die Mundarten Bayerns grammatisch dargestellt, 1821 - Titelseite, Widmung an König Ludwig I, Seiten 106 und 27

Begründung der wissenschaftlichen Dialektologie

Mit diesen beiden Werken begründete Schmeller die wissenschaftliche Dialektologie. Das Wörterbuch wurde zum Vorbild für eine ganze Reihe von Nachfolgeunternehmungen.

Charakteristisch war die Sorgfalt der Bedeutungsangaben sowie die Zusammenschau gegenwartssprachlicher und historischer Wortverwendung mit zahlreichen Belegstellen und genauen Quellenangaben. In einer kritischen Würdigung anlässlich von Schmellers 200. Geburtstag schreibt Ingo Reiffenstein (S. 23): „Diesen Wörterbuchtyp hat Schmeller ohne Vorbild neu geschaffen“.

Nach Schmellers Tod übernahm G. Karl Frommann die Bearbeitung einer zweiten Auflage, die die handschriftlichen Ergänzungen berücksichtigt, die Schmeller in sein Handexemplar eingetragen hatte. Diese in zwei Bänden 1872 und 1877 bei Oldenbourg erschienene Auflage ist diejenige, die wir heute benutzen (siehe Band 1 und Band 2).